Ganz zu Beginn ein Hinweis: Sie können das Lesen dieses Textes umgehen, wenn sie einfach zu einem Poetry Slam gehen und sehen was passiert. Es ist nicht besonders gefährlich, meist harmlos, manchmal sogar unterhaltsam. Ich kenne beispielsweise keinen Fall von spontaner Amputation bei einem Poetry Slam. Das bedeutet: [Autofahren] 0:1 [Slam].

Slam ist so ein Dings, wo man halt… Also ein Rapbattle ohne Rap. Nur Battle. Nein, Moment: Rap gibts, aber kein Beat. Anders: Slam ist, was nach einem Regenguss am Boden liegt, nachdem einem die Schweiz deren Lieblingsbuchstaben geklaut hat. (Schwerer Fall von Mundraub, euphemistisch: Wunsch von den Lippen ablesen.)

Würde man den Autoren dieses Textes befragen — ja, immer noch ich, das Phantom von den anderen Texten, die sie so genial fanden, dann würde er sagen, dass es eine poetische Schlacht, ein Wortgefecht, ein Sängerkrieg ist — nur um es deutsch zu machen. Immerhin ist deutsch die Sprache der dichten Denker. Wir hatten die ersten Poetry Slammer überhaupt: Johann Schiller von Wolfram Ghoeteborg, der Typ von der Vogelweide, Bettina von Arnim (Warum musste ich Wikipedia lesen, weil mir keine romantische dichterin eingefallen ist?!) und eyyyy Maccarena!

Nein, fangen wir nochmal an: Also, Slam ist englisch und bedeutet „Zuschlagen“. Ist das nicht toll? Das klingt als würde man die Poesie (Poetry, auch englisch) verprügeln. Oder nein, als würde man sich gegenseitig mit Poesie verprügeln. Vielleicht haben die ganzen Kids früher mit den Poesiealben, in die ich nie reinschreiben durfte einfach Munition gesammelt…

Okay, dritter Versuch: Das mit dem Slammen, vielleicht sagen wir lieber: „Raushauen“ ist dem geschuldet, woher das Ganze kommt. Irgendwo aus der Ecke Rap, Sprechgesang und weil die Lyriker:innen alle arm sind — da nicht Gangster genug um durch fette Rymes richtig Cash zu gainen — konnten die sich keine DJs leisten. Rythmisch wurde dennoch vorgetragen, also Rymes zu einem silent Beat gedroppet. (Oder für Menschen wie mich, der die Worte hier alle nachschlagen musste: Es wurden Reime zu einem unhörbaren Takt rausgehauen.)

Das ganze fand sich dann nach abgeschlossenem Vortrag der Künstler in einer gesamtwertung wieder, bei der den Gladiatoren in der Arena gleich entschieden wurde, wer am Ende überleben durfte und wer… Äh, also… Ne, es wurde geklatscht und gewinnende Teilnehmer bekamen einen feuchten Händedruck und ewigen Ruhm. (Seit dem „zu Arm sein für einen DJ mit Beat im Rucksack hat sich nämlich nie wirklich etwas geändert.) Oder halt: Da dürfen wir einmal kurz stolz sein, denn: Bei Allgäu Slam e.V. wird, sofern durch Einnahmen, Reserven und Förderung gedeckt, jede:r Künstler:in gleich bezahlt, denn alle sind daran beteiligt.

Nun, um meinem Mathelehrer ein Denkmal zu setzen, der uns nach durchstandener stundenlanger Qual stets daran erinnerte, das es auch hätte in einem einfachen Satz (Stets mit Merke: beginnend) zusammengefasst und abgekürzt werden können:

Merke: Poetryslam ist eine Form des Gedichtvortrages vor Publikum, meist als Abendveranstaltung, bei dem ähnlich einer Sportveranstaltung die Teilnehmer um den Sieg wetteifern. Dies entscheidet sich meist durch Applaus, Zählen der Handmeldungen oder abgeben von Gegenständen (Rosen, Hosentascheninhalt…)

Aber mal ganz unter uns, hier so ganz privat im Internet: Sie müssen das einfach mal erleben. Warte, haben wir uns sonst auch gesietzt oder halte ich Sie jetzt für Alt weil sie Poetry-Slam nicht kennen? Moment! Ich bin selber alt! Oh Gott.

Bevor Sie sich noch weiter durch diesen Text quälen, gehen Sie lieber zu einem Poetry Slam.